So kommt der Strom vom Wasserkraftwerk in Ihre Steckdose.
Wie funktioniert das Stromnetz?
So kommt der Strom vom Wasserkraftwerk in Ihre Steckdose.
Erster Fakt: Strompreise werden an nationalen und internationalen Handelsplätzen (Strombörsen wie zum Beispiel EEX oder EPEX Spot) ermittelt. Auch die meisten erneuerbaren Energien werden über Strombörsen gehandelt. Und wie immer gelten die Gesetze des Marktes: Die Preise werden von Angebot und Nachfrage bestimmt.
Einfach ausgedrückt: Geringe
Nachfrage und großes Angebot bedeuten niedrige Preise. Steigt hingegen die
Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot oder sinkt sogar das Angebot, erhöhen
sich die Preise. Ein Beispiel: Im Jahr 2021 wurde deutlich weniger Windstrom
erzeugt, was die Strompreise steigen ließ.
Zweiter Fakt: Auch die eingesetzte Technologie beeinflusst die Preise.
So sind die variablen Kosten für die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen
(Wasser, Wind, Sonne) zumeist deutlich günstiger als jene konventioneller
Kraftwerke. Denn
hier gibt es keine Brennstoffkosten oder Kosten für CO2-Zertifikate
wie bei einem Öl-, Kohle- oder Gaskraftwerk.
Andererseits ist die Errichtung von Kraftwerken zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren oft mit hohen Investitionen verbunden. Das heißt: Ein Wasserkraftwerk kostet bei der Errichtung sehr viel Geld, kann dann aber Strom vergleichsweise günstig erzeugen.
Der Betrieb der
Stromnetze ist sehr komplex und der Strommarkt ein besonderer Markt. Zur
Aufrechterhaltung der Netzfrequenz von 50 Hertz muss zu jedem Zeitpunkt genauso
viel Strom erzeugt werden wie verbraucht wird. Jedes Ungleichgewicht führt zu
einer Frequenzänderung. Bereits kleine Abweichungen können zum Beispiel bewirken,
dass Computer nicht mehr funktionieren. Im schlimmsten Fall ist ein Blackout –
ein großflächiger Stromausfall – möglich. Um Erzeugung und Verbrauch volkswirtschaftlich optimal (zu den geringstmöglichen
Kosten) im Gleichgewicht zu halten, braucht es ein System für die Planung des
Kraftwerkseinsatzes. Es muss festgestellt werden, wie viele Kraftwerke zur
Deckung des jeweiligen Strombedarfs notwendig und welche davon am günstigsten
sind.
Dies geschieht an der
Strombörse für den kurzfristigen Spotmarkt. Hier werden die Preise für den
jeweils nächsten Tag (Day Ahead-Markt) ermittelt. Dabei kommt die Merit
Order-Logik ins Spiel: Bei täglichen Auktionen werden die Kraftwerke zu ihren
jeweiligen Grenzkosten angeboten. Das sind variable Kosten wie zum Beispiel
Brennstoff- und CO2-Kosten. Auf der anderen Seite stellen die Energielieferanten
Order, um ihren Energiebedarf für den Folgetag zu decken.
Die Börse ordnet die
Angebote der Kraftwerksbetreiber in aufsteigender sowie die Nachfrage in
absteigender Reihenfolge (Merit Order-Kurve) und ermittelt das Kraftwerk, das
gerade noch zur Deckung des Energiebedarfs notwendig ist – für jede einzelne
Stunde des Folgetags. Der Strompreis dieses letzten Kraftwerks ist somit
preissetzend für die gesamte benötigte Strommenge: Jedes Kraftwerk bekommt den
gleichen Preis für die erzeugte Menge. Dieses Vorgehen ist keine Besonderheit
des Strommarkts. Auf allen transparenten Märkten für „homogene“ (austauschbare)
Waren – wie zum Beispiel Weizen, Kupfer, Milch oder Erdöl – ist das der gängige
Preisbildungs-Mechanismus.
Dieses Marktmodell wird
seit der Einführung des liberalisierten Strommarktes vor 25 Jahren angewendet.
Es sorgt dafür, dass genau so viel Strom verfügbar ist, wie gerade zur Deckung
des Bedarfs gebraucht wird – und das zu den niedrigsten Kosten der eingesetzten
Kraftwerke. Ein Kraftwerk, das zu teuer Strom erzeugt, wird gar nicht
eingesetzt und bekommt somit keine Erlöse. Ein Kraftwerk, das günstiger als zum
Marktpreis Strom erzeugen kann, wird eingesetzt und bekommt für die erzeugte
Energie den Marktpreis. Mit dieser Erzeugermarge (Differenz zwischen Erzeugungskosten
und Marktpreis) werden die Investitionskosten des Kraftwerks abgedeckt.
Darüber hinaus liefert
diese Logik eindeutige Preissignale für alle Marktteilnehmer:innen. Ist ein Gut
knapp, führt dies zu höheren Preisen. Ist ein Gut hingegen „im Überfluss“
vorhanden, sinken die Preise. Ein Beispiel: Fällt viel Strom aus
Photovoltaikanlagen oder Windkraftwerken an und trifft dieses große Angebot auf
eine niedrige Nachfrage – zum Beispiel an einem Wochenende – kann es sogar zu
negativen Preisen kommen.
Wenn die erneuerbaren Energien nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken, kommen nach und nach weitere Kraftwerke zum Einsatz. In Österreich sind dies vor allem Gaskraftwerke. Sie liefern an einem Wintertag rund 30 % des Strombedarfs. Gaskraftwerke sind derzeit jedoch wesentlich teurer. Damit steigt der Strompreis, denn der Preis wird ja vom teuersten eingesetzten Kraftwerk festgelegt.
Diese Visualisierung zeigt folgenden Fall: Ab dem Punkt X übersteigt die Nachfrage das Angebot an erneuerbaren Energiequellen und der Bedarf muss zusätzlich aus anderen Kraftwerken mit fossilen Energiequellen gedeckt werden. Die teureren Gas- oder Kohlekraftwerke bestimmen ab diesem Punkt den Strompreis.
Mit dieser Merit
Order-Logik lässt sich also der steigende Strompreis erklären, wenn die
Nachfrage das Angebot an erneuerbaren Stromquellen übersteigt.
Insbesondere im
Winter reicht die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energieträgern für die
Bedarfsabdeckung nicht aus und die Kraftwerke mit fossilen Energiequellen sind
preissetzend. Die starken Preissteigerungen bei Erdgas und Kohle wirken sich
somit direkt auf den Strompreis aus.
Diese Visualisierung zeigt folgenden Fall: Der
gesamte Bedarf kann komplett durch das Angebot an erneuerbaren Energien gedeckt
werden. Die günstigeren Kraftwerke zur Stromerzeugung aus erneuerbaren
Energiequellen bestimmen den Strompreis.
Abschließend bleibt festzuhalten: Je mehr
Menschen ihren Energiebedarf bei nachhaltigen Energieversorgern wie VERBUND
decken, desto schneller kann die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen beendet
werden. VERBUND-Strom stammt zu 100 % aus österreichischer Wasserkraft, das
Unternehmen investiert massiv in den Ausbau erneuerbarer Energien (siehe VERBUND-Strategie). Das ist
gut für die Umwelt und für stabilere Energiepreise. In diesem Sinn unterstützt
jeder:jede einzelne Kund:in die nachhaltige Energieversorgung und treibt die
Energiewende voran.
VERBUND ist eine börsennotierte Aktiengesellschaft, die nach unternehmerischen Grundsätzen geführt werden muss. Trotz der teilstaatlichen Eigentümerstruktur führt Österreichs größtes Energieunternehmen seine Geschäfte unabhängig und unterliegt auch den Gesetzen des Marktes. Darüber hinaus ist die VERBUND AG nicht alleiniger Eigentümer der VERBUND-Kraftwerke. Aus rechtlichen Gründen erfolgt interner und externer Strombezug immer zu wettbewerbskonformen Marktpreisen.
Als führendes Energieunternehmen am österreichischen Markt muss VERBUND alle Abnehmer:innen gleich behandeln und darf niemanden schlechter oder besser stellen. VERBUND kann aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht einfach seine eigenen Endkund:innen mit billigem Strom versorgen und von allen weiteren Abnehmer:innen – wie den Landesenergieversorgern, anderen Stromlieferanten, Händlern oder Börsenteilnehmer:innen – viel mehr verlangen.