Höchstspannungsnetz

18.02.2000Wien

VERBUND-Austrian Power Grid GmbH fordert eine rasche Entscheidung für den Weiterbau des Höchstspannungsnetzes

Österreichs „Stromautobahnen“ sind infolge der Strommarkt-Liberalisierung seit einem Jahr für einen größeren Kreis von Elektrizitätsunternehmen und Großverbrauchern offen. Doch ist die „freie Fahrt“ auf diesen Hochspannungsleitungen durch technische Engpässe eingeschränkt.

„Österreichs Höchstspannungsnetz ist lückenhaft und hinkt im internationalen Vergleich nach“, erklärten Dr. Armin Seidl und Mag. Thomas Karall, Geschäftsführer des größten österreichischen Stromtransporteurs, der VERBUND-Austrian Power Grid GmbH (APG) heute, Freitag, bei einem Pressegespräch in Wien. „Eine rasche Entscheidung für den Weiterbau des Höchstspannungsnetzes ist nötig.“

„Im überregionalen heimischen Netz wird es so lange zu Engpässen kommen, bis energiepolitische Entscheidungen über den weiteren Ausbau des 380-kV-Netzes fallen“, sagte Seidl. Besonders wichtig wäre der Lückenschluß zwischen Südburgenland und Südost-Steiermark. Denn die bestehende 220-kV-Verbindung zwischen Wien und der Steiermark ist seit Jahren erheblich belastet und damit die größte Schwachstelle im heimischen Höchstspannungsnetz.

„Die APG begrüßt grundsätzlich die rasche totale Marktöffnung in Österreich“, stellte Karall fest. „Allerdings sind damit vermehrte Engpässe im heimischen Netz zu erwarten. Dadurch entstehen grundsätzlich keine Probleme für die gewohnt sichere Stromversorgung des Landes, welche für uns weiterhin oberste Priorität hat. Der weitere Ausbau des 380-kV-Netzes würde aber darüber hinaus die Versorgungssicherheit einzelner expandierender Großregionen stark erhöhen und Übertragungsverluste deutlich verringern“, betonten Seidl und Karall.

Daß die APG neue Hochspannungsleitungen umwelt- und landschaftsschonend bauen kann und damit die Versorgungssicherheit entscheidend erhöht, hat sie nicht zuletzt mit der im Dezember 1999 in Betrieb gegangenen 380-kV-Verbindung Wien-Südburgenland unter hoher Akzeptanz der Bevölkerung bewiesen.

Die VERBUND-Austrian Power Grid GmbH (APG) wurde durch den VERBUND, Österreichs führendes Elektrizitätsunternehmen, vor mehr als einem Jahr gegründet, um das von der Europäischen Union geforderte Unbundling - die Trennung von Erzeugung, Übertragung und Verteilung elektrischen Stroms - in seiner stärksten Form, nämlich auch gesellschaftsrechtlich, zu erfüllen.

Die APG ist heute mit einer Bilanzsumme von rd. 13,5 Mrd. ATS (980 Mio. EUR) und einem Umsatz von rd. 3,9 Mrd. ATS (280 Mio. EUR) Österreichs bedeutendster Stromtransporteur. Auf ihrem 6.900 Kilometer langen Netz organisiert, steuert und überwacht die APG - von der „Stromleitzentrale“ (Hauptschaltleitung Wien-Südost) sowie 43 Umspannwerken und Schaltanlagen aus - den weitaus überwiegenden Teil aller Stromtransporte auf 110-, 220- und 380-kV-Ebene, und dies nach gesetzlich vorgegebenen Regeln.

Als übergeordneter, unabhängiger Netzbetreiber hat die APG die Stromtransport-Ansuchen aller vom geltenden ElWOG (Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz) schrittweise zugelassenen Kunden gleich zu behandeln. Mit 19. Februar 1999 hatten 78 Großstromverbaucher freien Zugang zum Markt; mit der morgen, 19. Februar 2000, beginnenden zweiten Phase sind es 142 Unternehmen.

Im ersten Jahr der Liberalisierung hat die APG bisher mehr als 4.500 Stromtransporte im freien Strommarkt durchgeführt. 1999 erreichte die elektrische Transportleistung der APG mit 35.600 Gigawattstunden (GWh) einen neuen Spitzenwert. Zum Vergleich: Der Inlandsstromverbrauch betrug im Jahr 1999 insgesamt 47.700 GWh.