Energie und Synergien durch Abfall-Verbrennung

23.10.2001Wien

Ein verstärkter Einsatz von Sekundärbrennstoffen, wie Biomasse und heizwertreiche Abfälle, in VERBUND-Wärmekraftwerken wäre wirtschaftlich und ökologisch höchst sinnvoll“, erklärte Dipl.-Ing. Dr. Herbert Schröfelbauer heute bei einem Pressegespräch in Wien.

 „Damit könnten die Kraftwerksstandorte samt den damit VERBUNDenen Arbeitsplätzen langfristig erhalten bleiben“, erläuterte der stv. Sprecher des Vorstandes des VERBUND, u.a. für Betrieb, Forschung und Umwelt bei Österreichs führendem Elektrizitätsunternehmen zuständig.

Mit dem Brennstoff Steinkohle ist es im liberalisierten Strommarkt in Mitteleuropa derzeit unmöglich, marktkonforme Stromerzeugungskosten zu erzielen. Um Schließungen zu vermeiden, wurden im VERBUND intensive Forschungen über die Möglichkeiten der Mitverbrennung von Sekundärbrennstoffen in den fünf Wärmekraftwerken des Konzerns angestellt.

„Durch den teilweisen Ersatz von Kohle können nicht nur die Brennstoffkosten erheblich gesenkt werden“, so Schröfelbauer, „sondern darüber hinaus wird auch der Ausstoß von klimarelevantem CO2 reduziert.“

Bei den bisherigen Versuchen konnte nachgewiesen werden, daß sich die Wärmekraftwerke für die Verwertung von Sekundärbrennstoffen technisch bestens eignen. Die modernen Rauchgas-Reinigungsanlagen erfüllen die strengen gesetzlichen Auflagen vollkommen. Die Nutzung des Energieinhaltes von Sekundärbrennstoffen in Wärmekraftwerken ist aufgrund des hohen elektrischen Wirkungsgrades der Anlagen von mehr als 40 % und in Hinblick auf die Erreichung des Kyoto-Ziels ökologisch sinnvoll.

Gesetzlicher Hintergrund für ein Engagement im Bereich Abfall-Verbrennung ist eine in Österreich mit dem Jahr 2004 in Kraft tretende Verordnung, in der das Deponieren von heizwertreichen Abfällen nicht mehr gestattet ist. Mangels thermischer Verwertungskapazitäten liegt ein verstärkter Einsatz von heizwertreichen Abfällen in Kraftwerken auf der Hand. Der Weg in die thermische Verwertung reduziert das zu deponierende Volumen und wirkt dabei mehrfach klimaschonend. Ein Teil der Kohle wird durch den biogenen Brennstoffanteil substituiert; die Deponiegasmenge – vorwiegend treibhausrelevantes Methan – reduziert sich ebenfalls.

In Österreich fallen jährlich rund 9,6 Millionen Tonnen heizwertreiche Abfälle an. Rund 2,6 Mio. t davon eignen sich zur Verbrennung in kalorischen Kraftwerken. Die derzeit behördlich genehmigte Kapazität in den Wärmekraftwerken des VERBUND beträgt 114.700 Jahrestonnen.

„Eine weitere Steigerung der Verwertung ist ohne Umrüstungen der Kesselanlagen nicht möglich“, so Schröfelbauer. Für entsprechende Investitionen müßte allerdings eine höhere Wirtschaftlichkeit gegeben sein. Wichtige Voraussetzung, diese Art der Abfallverwertung in Wärmekraftwerken tatsächlich wirtschaftlich zu gestalten, wäre die Anerkennung der aus dem biogenen Brennstoffanteil erzeugten Elektrizität als Öko-Strom.

Intensiv untersucht wurde durch die VERBUND-Forschung die Mitverbrennung von Sekundärbrennstoffen in Wärmekraftwerken in einem interdisziplinären Forschungsprojekt mit einem Kostenvolumen von rd. 20 Mio. ATS (1,45 Mio. EUR). Das Projekt wurde gemeinsam mit der Entsorgungswirtschaft und weiteren acht Partnern aus Forschung und Industrie durchgeführt.

„Als ein Ergebnis der eineinhalbjährigen Forschungsarbeit stellte sich etwa für den Kraftwerksstandort St. Andrä in Kärnten die Verwertung von Sekundärbrennstoffen in einem Wirbelschichtkessel als sinnvoll heraus“, erläuterte Dipl.-Ing. Dr. Karl Heinz Gruber, Geschäftsführer der VERBUND-Umwelttechnik GmbH. In dieser geplanten thermischen Verwertungsanlage könnten rd. 350.000 Tonnen Sekundärbrennstoffe eingesetzt werden. Damit wären ein längerfristig wirtschaftlicher Betrieb und der Erhalt der Arbeitsplätze sichergestellt.

„Im Sinne einer nachhaltigen Abfallwirtschaft und des Umweltschutzes kann und soll der Energieinhalt von Abfallstoffen zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt werden“, schloß Gruber.