Syndikat blockiert Energie Austria
Die Bemühungen der Partnerunternehmen der Energie Austria (VERBUND, Energie AG Oberösterreich, steirische EStAG) um die Gründung der Energie Austria haben zu keinem Ergebnis geführt
Bei der heutigen außerordentlichen Hauptversammlung des VERBUND verweigerten die syndizierten Unternehmen EVN, Wienstrom und TIWAG, die zusammen rund 27 Prozent der Anteile am VERBUND halten, ihre Zustimmung zu einer Fusionslösung.
„Gegen jede wirtschaftliche Vernunft“, wie der Sprecher des Vorstandes des VERBUND, Dipl.-Ing. Hans Haider, mit dem Ausdruck des Bedauerns betont. „Die Syndikatspartner waren auch den stichhaltigsten sachlichen Argumenten, aus welchen Gründen auch immer, nicht zugänglich. Damit wurde eine große Chance für den VERBUND und für die gesamte Österreichische Elektrizitätswirtschaft versäumt“, erklärt Haider.
Die vertane Chance wird jedenfalls den Bund als Hauptaktionär der Verbundgesellschaft schwer treffen. Denn nur durch eine Vollfusion werden Economies of Scale realisiert und eine zeitgemäße und wettbewerbsfähige Kostenstruktur erreicht. 3,8 Milliarden Schilling (280 Mio. EUR) an jährlichen Kosteneinsparungen hätte alleine die Fusion von VERBUND, EStAG und Energie AG Oberösterreich gebracht. Mit 700.000 Kunden und einem Stromabsatz von 41.000 Gigawattstunden wäre die Energie Austria unter den Top 15 der europäischen Stromelite, im relevanten Markt (Radius: 500 Kilometer) sogar an sechster Stelle zu finden gewesen.
Die Zukunft des VERBUND ist allerdings auch nach dem „Aus“ für die Energie Austria positiv zu beurteilen. So hat der größte heimische Stromkonzern mit seinen Ergebnissen für das erste Halbjahr 2000 bewiesen, daß er bereits gut für den freien Markt gerüstet ist. Das operative Ergebnis des VERBUND verbesserte sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres um vier Prozent auf 2.021 Milliarden Schilling (147 Mio. EUR). Der Stromabsatz konnte um 17 Prozent gesteigert werden, im internationalen Stromgeschäft wurde eine Umsatzsteigerung von 949,5 Millionen Schilling (69 Mio. EUR) erreicht.
VERBUND ist also gut vorbereitet, um zunächst in einer Stand-Alone-Lösung, zu der er gezwungen wird, den Herausforderungen eines liberalisierten Strommarktes zu begegnen. „Der VERBUND wird sich jetzt noch stärker dem österreichischen und europäischen Markt zuwenden“, so Haider zur zukünftigen Ausrichtung des Unternehmens.
Eine weitere Chance für eine gesamtheitliche österreichische Lösung beurteilt Haider aus verschiedenen Gründen äußerst skeptisch. „Die Konzeption der Energie Austria hätte die einmalige Chance gebracht, eine Zustimmung des Stromriesen EdF, der die Sperrminorität an der EStAG hält, zu bekommen. Nach der heutigen Entscheidung ist nahezu auszuschließen, daß die EdF ein zweites Mal einer österreichischen Lösung zustimmt."