Energiezukunft: Wasserstoff-Wirtschaft und Wasserkraft
„Wasserkraft-Anlagen und insbesondere Pumpspeicherkraftwerke sind unbedingt notwendige Säulen der künftigen Energieversorgung."
„Der VERBUND als Wasserkraftkonzern weist darüber hinaus darauf hin, daß auch zur Einhaltung der EU-Richtlinie 'Erneuerbare Energie’ sowie zur Erreichung der Kyoto-Vorgaben mittelfristig neue bzw. modernisierte Wasserkraftwerke in Österreich gebraucht werden“, erklärte Dr. Herbert Schröfelbauer, Vorsitzender des VERBUND-Forschungs-Vorstandsgremiums am Mittwochabend im Technischen Museum in Wien beim ersten diesjährigen Forschungsforum des VERBUND, Österreichs führendem Elektrizitätsunternehmen.
„Energie im 21. Jahrhundert: Der Mensch, die Technik und ihre Grenzen“, lautete der Titel des VERBUND-Forschungsforums, welches u.a. vom EU-Forschungsprojekt VLEEM (Very Long Term Energy and Environmental Modelling) inspiriert war.
„Die Wasserstoffwirtschaft wird sicher eine zentrale Rolle in allen denkbaren Szenarien künftiger Energieversorgung einnehmen und sollte daher verstärkte Aufmerksamkeit gewinnen, insbesondere wenn es darum geht, Energie mittelfristig zu speichern und über weite Strecken von 3000 Kilometer und mehr zu transportieren“, erklärten Dr.-Ing. Albrecht Reuter und Dr. Hubert Reisinger von der VERBUND-Engineering-Tochter VERBUNDplan in ihrem Vortrag. Denn es kommt zu erhöhten Transportanforderungen zwischen den eher zentralen Stromerzeugungsanlagen und dem Endverbraucher sowie zu erhöhtem Speicherbedarf für den Ausgleich zwischen fluktuierendem Bedarf und intermittierender oder konstanter Erzeugung.
Es ist laut Reuter und Reisinger zu erwarten, daß neben dem verstärkten Ausbau von Stromübertragungsnetzen und der vollen Nutzung des Pumpspeicherpotentials insbesondere Wasserstoffsysteme, dezentrale Energieumwandlungsanlagen und effiziente Endverbrauchstechnologien das Energiesystem der Zukunft ergänzen werden. Aus österreichischer Perspektive läßt sich heute feststellen, daß Investitionen insbesondere im Bereich der Pumpspeicherkraftwerke genauer untersucht werden sollten.
Wie die ersten VLEEM-Ergebnisse signalisieren, kann die technische Ausgestaltung der Systeme sehr verschieden sein, erklärte Dr. Thomas Hamacher vom Max-Planck-Institut, Garching. Das Augenmerk der Analyse liegt dabei auf den technischen Randbedingungen und auf dem erwarteten Zusammenspiel zwischen verschiedenen Technologien, also welcher Primärenergieträger am besten mit welchem Sekundärenergieträger und mit welcher Endenergie auskommt. Dabei wurde das ganze Spektrum möglicher Primärenergieträger zugelassen, von Nuklear über Fossil bis Erneuerbar. Wesentlich für die Zielerreichung war es, Kriterien zu formulieren, die mit einer nachhaltigen Entwicklung des Energiesystems für das Jahr 2100 übereinstimmen.
Univ.-Prof. Nebosja Nakicenovic, Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft an der Technischen Universität Wien, sprach vorerst die bisherige Entwicklung an. So ist heute bekannt, daß die Verfügbarkeit fossiler Energie viel größer ist, als vor Jahrzehnten allgemein angenommen wurde. Weiters wurden große Verbesserungen in der Effizienz des Energieeinsatzes erreicht.
Technologischer Wandel hat laut Nakicenovic maßgeblich zu den beiden genannten Trendwenden beigetragen, und neue Technologien werden auch für die zukünftige Entwicklung des Energiesystems von entscheidender Bedeutung sein. Die Zukunft des Energiesystems wird weniger von der Verknappung fossiler Energieressourcen bestimmt als durch die Fähigkeit des Menschen, in neue Technologien und Infrastrukturen zu investieren bzw. sich den Herausforderungen des Umweltschutzes zu stellen.