Ungewisse Zukunft für Österreichs Wasserwirtschaft

21.04.2005Wien

Ab heute beraten im Rahmen des ÖWAV-Forum 2005 „Wasserwirtschaft und Politik - Strukturen, Lenkung und Finanzierung“ Experten über die Zukunft der Wasserwirtschaft in Österreich.

Es sind speziell die drohenden Auswirkung aus der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie, die die Wasserkraft massiv betreffen. Es gilt hier eine Umsetzung mit Augenmaß zu finden und die dargebotenen Gestaltungsspielräume auch konsequent zu nutzen. Parallel dazu hat man als Anlagenbetreiber in Österreich mit einer überbordenden Anzahl von Gesetzen und behördlichen Auflagen zu kämpfen, wobei hier das EU-Recht die nationale Gesetzgebung überlagert.

Österreichs Wasserwirtschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der mit zwei einfachen Worten am besten zu beschreiben ist: Ökologie vs. Nutzungsorientierung. „Es ist speziell der wasserwirtschaftliche Planungsprozeß, der durch die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wohl eine fundamentale Änderung in seiner Ausrichtung erfährt. Darin läßt sich eine eindeutige ökologische Ausrichtung erkennen, die der Nutzung der Gewässer nur mehr eine untergeordnete Rolle zukommen läßt“, erklärt Dr. Herbert Schröfelbauer, Vorsitzender des Vorstands der VERBUND-Austrian Hydro Power AG (AHP). Dies gilt insbesondere für die Stromerzeugung aus Wasserkraft, die speziell aufgrund der morphologischen Veränderungen der Gewässer einer ungewissen Zukunft entgegensieht. Ein wesentlicher Punkt wird auch in weiterer Zukunft sein, die Spielräume, die die EU-WRRL bietet, im Sinne einer gesamten volkswirtschaftlichen Betrachtung bestmöglich zu nutzen. „Ein übertriebener Ehrgeiz sich als Musterschüler in der Europäischen Union zu präsentieren, ist hier sicherlich fehl am Platz. Dies würde die Wirtschaftlichkeit von Wasserkraftwerken dramatisch reduzieren, die Existenz vieler heimischer Wasserkrafterzeuger gefährden und zudem für den Konsumenten keine Vorteile, sondern eine Verteuerung des Stromes bringen“, ergänzt Mag. Michael Amerer, Mitglied des Vorstandes der AHP.

Hier ist die Politik gefordert, um bei der Umsetzung das notwendige Augenmaß zu finden und gleichzeitig für einen langfristig stabilen organisatorischen Rahmen zu sorgen. Andernfalls würde sich dies massiv auf die gesamte österreichische Wasserwirtschaft niederschlagen.

Auch Dipl.-Ing. Hans Haider, Generaldirektor des VERBUND und Aufsichtsratsvorsitzender der AHP, sieht in einem stabilen gesetzlichen Rahmen den Schlüssel für die Zukunft der Wasserwirtschaft in Österreich. „Die Erzeugungsanlagen der AHP weisen höchste Verfügbarkeiten auf und gehören zu den sichersten Anlagen auf der ganzen Welt. Dies ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit und Erfahrung auf diesem Sektor. Ohne kompetente und bestens ausgebildete Mitarbeiter wäre dies jedoch nicht möglich gewesen.“ So ist die AHP aktiv bemüht, das ohnehin hohe Ausbildungsniveau ihrer Mitarbeiter weiter zu steigern. Hervorzuheben ist dabei die Zusammenarbeit mit dem ÖWAV bei den Sperrenwärterkursen oder auch die Konzeption und aktive Mitarbeit bei der Ausbildung zum sogenannten Leitwartenfahrer mit dem Verein der Großkraftwerksbetreiber (VGB) in Essen.

Letzten Endes gilt es in diesem organisatorischen Rahmen ein Gesamtoptimum zu finden, an dessen Ende die Stromversorgung in Österreich sowohl sicher als auch bezahlbar bleiben muß. „Die Politik wäre nicht gut beraten, hier mittels erzwungener kurzsichtiger Gesetzesänderungen einen Bruch im System herbei zuführen. Die Wasserwirtschaft in Österreich braucht einen stabilen Rahmen, nur so kann sie ihre Vorteile auch entsprechend entfalten“, so Haider abschließend.