In der Freihamer Au bewegt sich was
21.11.2012Wasserburg am Inn
Die VERBUND Innkraftwerke GmbH startet mit der Restrukturierung im Staugebiet Wasserburg und der Freihamer Au
VERBUND, Österreichs führendes Stromunternehmen und Betreiber der bayerischen Innkraft-werke führt die im letzten Winterhalbjahr begonnenen Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerstruktur fort. Grundlage dafür ist die Vereinbarung zwischen der VERBUND Innkraftwerke GmbH mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, welche den Rahmen für eine mehrjährige Partnerschaft vorgibt. Die darin für die kommenden Jahre festgelegten Renaturierungsmaßnahmen umfassen unter anderem Entlandungen und Anbindungen von Altwässern, die Schaffung von Brutinseln für seltene Vögel sowie von Laichplätzen für Fische und Amphibien. Die ökologische Durchgängigkeit an den Staustufen wird bis 2015 hergestellt. Damit sollen ökologische Defizite identifiziert, abgebaut und wertvolle Teile der Flusslandschaft gepflegt und verbessert werden. Die Maßnahmen starteten im Oktober und werden im Laufe des Winters abgeschlossen.
„Bei unserem Erwerb der Innkraftwerke haben wir zugesagt, die langjährige Partnerschaft mit der Region auch durch geeignete Maßnahmen zu festigen“, informiert Karl Heinz Gruber, Geschäftsführer der VERBUND Innkraftwerke GmbH. „Als einer der größten Betreiber von Wasserkraftwerken wissen wir um unsere Verantwortung für die sensiblen Gewässerlebensräume am Inn.“
Damals wurde dies in einer Vereinbarung mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit besiegelt. „Wir standen den Vorschlägen des Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit zur Verbesserung des ökologischen Systems am Inn von Anfang an aufgeschlossen gegenüber“, ergänzt der Geschäftsführer der VERBUND Innkraftwerke GmbH, Michael Amerer. „Und freuen uns, die Freihamer Au als wertvolles Arten- und Naturrefugium zu erhalten bzw. mit unseren gesetzten Maßnahmen aufzuwerten.“
„Wir wollen dort neue wertvolle Strukturen schaffen und die Vielfalt, die aufgrund der Verlandung sowie des recht monotonen Schilfröhrichtes gelitten hat, wieder erhöhen erläutert“, VERBUND-Projektleiter Georg Loy.“ Loy verweist auf die beiden bereits errichteten Vogelinseln, die sofort von der in Bayern sehr seltenen Flussseeschwalbe als Brutplatz angenommen wurden. „Solche Erfolge für die Artenvielfalt ermutigen uns, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen“, betont Loy.
Aus diesem Grund werden in der Freihamer Au bald die Bagger anrollen und auch ein Baggerschiff anschwimmen. Neue Wasserflächen sollen gestaltet, Wasserwege zwischen Altwasser und Inn hergestellt sowie Auenrohböden entwickelt werden. „Das sind genau die Strukturen, die aus der Freihamer Au in den letzten Jahren verschwunden sind“, erläutert Christoph Stein vom Planungsbüro Schober, der mit den ökologischen Voruntersuchungen sowie der Planung der Maßnahmen befasst ist. „Den Zustand der Freihamer Au der 1970er und 1980er Jahre konnten wir aus alten Luftbildern und Geländeaufnahmen genau rekonstruieren“, so Stein weiter. „Die Dringlichkeit der Maßnahmen waren damit auch belegbar. Gerade die sogenannten Pionierstadien sind völlig verschwunden, diese sind aber in Auengebieten besonders wertvolle Standorte für seltene Tier- und Pflanzenarten.“
Fische und Muscheln
Wertvolle Erfahrungen und erste Maßnahmen steuerte auch der Fischereiverein Wasserburg bei. Dieser hatte bereits vor einigen Jahren mit Entlandungen von Altwasserflächen und deren Wiederanbindung an den Inn begonnen. „Wir sind glücklich, dass jetzt mit umfassenderen Aufwertungsmaßnahmen weitergemacht werden kann“, erklärt Franz Göpfert, Erster Vorsitzender des Fischereivereins. Die Mitglieder des Fischereivereins aber auch des benachbarten Fischereivereins Rosenheim haben die tatkräftige Unterstützung bei den Arbeiten zugesagt.
So müssen vor den Baggerarbeiten zunächst mal die Muscheln aus dem Schlammboden der Altwasserzonen geborgen werden. Dies hat die Naturschutzbehörde zur Auflage gemacht. Dazu Katharina Stöckl von der Muschelkoordinationsstelle an der TU München: „Die Muscheln werden per Hand ertastet und in eine Zwischenhälterung gebracht. Nach den Baggerungsarbeiten werden sie wieder an Ort und Stelle zurückgesetzt.“ Auch für die Muscheln stellen die Maßnahmen eine Verbesserung der Situation dar. „Dort, wo neue Wasserflächen entstehen und tiefere Bereiche gestaltet werden, können auch Muscheln größere Bestände als vorher aufbauen“, so Stein. „Da die Gewässer auch für die Fische wieder interessanter werden, werden sich auch für die Muscheln bessere Fortpflanzungsbedingungen einstellen, da Jungmuscheln stark auf Fische angewiesen sind.“
Die Maßnahmen beginnen im Oktober und werden im Laufe des Winters abgeschlossen. „Die Arbeiten finden damit in einer Jahreszeit statt, in der geringe Störungen z.B. für die Vogelwelt zu erwarten sind“, so Loy. Damit die ökologischen Ziele optimal erreicht werden, ist eine ökologische Baubegleitung vorgesehen, die auch ständigen Kontakt zur beteiligten Naturschutzbehörde hält muss. Loy meint weiter: „Wir wissen, dass die Freihamer Au ein wertvolles Naturgebiet ist und bei der Wasserburger Bevölkerung auch sehr geschätzt wird. Daher wollen wir einen Beitrag leisten, dieses Gebiet zu erhalten und auch wieder lebendiger zu machen.“
Historie der Verlandung der Freihamer Au
Vor den Toren der Innstadt Wasserburg liegt das bekannte Naturschutzgebiet Freihamer Au. Es entstand in den 1930er Jahren durch den Aufstau des Inns bei der Errichtung der Staustufe Wasserburg. Alte Karten zeigen, dass an der Stelle des heutigen Naturschutz- und Vogelschutzgebietes neben den Inn-Armen auch landwirtschaftliche Fluren wie Äcker und Wiesen vorhanden waren. Durch den Aufstau wurde der Wasserstand um einige Meter angehoben, Altwasserzonen, Verlandungsröhrichte und Auenwälder entstanden.
In den letzten Jahrzehnten setzte eine starke zunehmende Verlandung ein. Die vom Fluss mitgeführten Sandmassen lagerten sich ab und waren schnell mit Schilf, Rohrglanzgras und Weiden überwachsen. Die vorher großen Wasserflächen verkleinerten sich immer mehr, einige sind mittlerweile sogar vollständig zugewachsen. Zudem ging mancherorts auch die direkte Anbindung der Nebengewässer an den Inn verloren, so dass Fische nicht mehr zwischen Fluss und Altwasser wechseln konnten. Was für das Auge wie ein unberührtes Naturparadies aussieht, ließ bei den zuletzt durchgeführten ökologischen Untersuchungen durchaus Defizite für Fischarten, Watvögel und Pflanzen der Ufer- und Schlammfluren erkennen.
Zusammenarbeit mit allen Beteiligten
Das für 2012 vorgesehene Maßnahmenpaket wurde in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden, WWA und Landratsamt Rosenheim, der Regierung von Oberbayern, Verbänden, Fachberatung Fischerei sowie den Fischereivereinen ausgearbeitet. Zum Teil wurden auch initiierte Projekte der Fischereivereine übernommen. Alle Maßnahmen stehen im Einklang mit den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes.
Die VERBUND Innkraftwerke GmbH beschäftigt rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und betreibt 13 Laufwasserkraftwerke am bayerischen Inn mit einer Gesamtleistung von 312 Megawatt. Die jährliche Erzeugung beträgt über 1,8 Mrd. Kilowattstunden, das entspricht dem Bedarf von mehr als 470.000 Haushalten. Diese Menge an Wasserkraftstrom bedeutet auch eine Vermeidung von mehr als 1,5 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr, verglichen mit einem modernen Steinkohle-Kraftwerk.
„Bei unserem Erwerb der Innkraftwerke haben wir zugesagt, die langjährige Partnerschaft mit der Region auch durch geeignete Maßnahmen zu festigen“, informiert Karl Heinz Gruber, Geschäftsführer der VERBUND Innkraftwerke GmbH. „Als einer der größten Betreiber von Wasserkraftwerken wissen wir um unsere Verantwortung für die sensiblen Gewässerlebensräume am Inn.“
Damals wurde dies in einer Vereinbarung mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit besiegelt. „Wir standen den Vorschlägen des Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit zur Verbesserung des ökologischen Systems am Inn von Anfang an aufgeschlossen gegenüber“, ergänzt der Geschäftsführer der VERBUND Innkraftwerke GmbH, Michael Amerer. „Und freuen uns, die Freihamer Au als wertvolles Arten- und Naturrefugium zu erhalten bzw. mit unseren gesetzten Maßnahmen aufzuwerten.“
„Wir wollen dort neue wertvolle Strukturen schaffen und die Vielfalt, die aufgrund der Verlandung sowie des recht monotonen Schilfröhrichtes gelitten hat, wieder erhöhen erläutert“, VERBUND-Projektleiter Georg Loy.“ Loy verweist auf die beiden bereits errichteten Vogelinseln, die sofort von der in Bayern sehr seltenen Flussseeschwalbe als Brutplatz angenommen wurden. „Solche Erfolge für die Artenvielfalt ermutigen uns, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen“, betont Loy.
Aus diesem Grund werden in der Freihamer Au bald die Bagger anrollen und auch ein Baggerschiff anschwimmen. Neue Wasserflächen sollen gestaltet, Wasserwege zwischen Altwasser und Inn hergestellt sowie Auenrohböden entwickelt werden. „Das sind genau die Strukturen, die aus der Freihamer Au in den letzten Jahren verschwunden sind“, erläutert Christoph Stein vom Planungsbüro Schober, der mit den ökologischen Voruntersuchungen sowie der Planung der Maßnahmen befasst ist. „Den Zustand der Freihamer Au der 1970er und 1980er Jahre konnten wir aus alten Luftbildern und Geländeaufnahmen genau rekonstruieren“, so Stein weiter. „Die Dringlichkeit der Maßnahmen waren damit auch belegbar. Gerade die sogenannten Pionierstadien sind völlig verschwunden, diese sind aber in Auengebieten besonders wertvolle Standorte für seltene Tier- und Pflanzenarten.“
Fische und Muscheln
Wertvolle Erfahrungen und erste Maßnahmen steuerte auch der Fischereiverein Wasserburg bei. Dieser hatte bereits vor einigen Jahren mit Entlandungen von Altwasserflächen und deren Wiederanbindung an den Inn begonnen. „Wir sind glücklich, dass jetzt mit umfassenderen Aufwertungsmaßnahmen weitergemacht werden kann“, erklärt Franz Göpfert, Erster Vorsitzender des Fischereivereins. Die Mitglieder des Fischereivereins aber auch des benachbarten Fischereivereins Rosenheim haben die tatkräftige Unterstützung bei den Arbeiten zugesagt.
So müssen vor den Baggerarbeiten zunächst mal die Muscheln aus dem Schlammboden der Altwasserzonen geborgen werden. Dies hat die Naturschutzbehörde zur Auflage gemacht. Dazu Katharina Stöckl von der Muschelkoordinationsstelle an der TU München: „Die Muscheln werden per Hand ertastet und in eine Zwischenhälterung gebracht. Nach den Baggerungsarbeiten werden sie wieder an Ort und Stelle zurückgesetzt.“ Auch für die Muscheln stellen die Maßnahmen eine Verbesserung der Situation dar. „Dort, wo neue Wasserflächen entstehen und tiefere Bereiche gestaltet werden, können auch Muscheln größere Bestände als vorher aufbauen“, so Stein. „Da die Gewässer auch für die Fische wieder interessanter werden, werden sich auch für die Muscheln bessere Fortpflanzungsbedingungen einstellen, da Jungmuscheln stark auf Fische angewiesen sind.“
Die Maßnahmen beginnen im Oktober und werden im Laufe des Winters abgeschlossen. „Die Arbeiten finden damit in einer Jahreszeit statt, in der geringe Störungen z.B. für die Vogelwelt zu erwarten sind“, so Loy. Damit die ökologischen Ziele optimal erreicht werden, ist eine ökologische Baubegleitung vorgesehen, die auch ständigen Kontakt zur beteiligten Naturschutzbehörde hält muss. Loy meint weiter: „Wir wissen, dass die Freihamer Au ein wertvolles Naturgebiet ist und bei der Wasserburger Bevölkerung auch sehr geschätzt wird. Daher wollen wir einen Beitrag leisten, dieses Gebiet zu erhalten und auch wieder lebendiger zu machen.“
Historie der Verlandung der Freihamer Au
Vor den Toren der Innstadt Wasserburg liegt das bekannte Naturschutzgebiet Freihamer Au. Es entstand in den 1930er Jahren durch den Aufstau des Inns bei der Errichtung der Staustufe Wasserburg. Alte Karten zeigen, dass an der Stelle des heutigen Naturschutz- und Vogelschutzgebietes neben den Inn-Armen auch landwirtschaftliche Fluren wie Äcker und Wiesen vorhanden waren. Durch den Aufstau wurde der Wasserstand um einige Meter angehoben, Altwasserzonen, Verlandungsröhrichte und Auenwälder entstanden.
In den letzten Jahrzehnten setzte eine starke zunehmende Verlandung ein. Die vom Fluss mitgeführten Sandmassen lagerten sich ab und waren schnell mit Schilf, Rohrglanzgras und Weiden überwachsen. Die vorher großen Wasserflächen verkleinerten sich immer mehr, einige sind mittlerweile sogar vollständig zugewachsen. Zudem ging mancherorts auch die direkte Anbindung der Nebengewässer an den Inn verloren, so dass Fische nicht mehr zwischen Fluss und Altwasser wechseln konnten. Was für das Auge wie ein unberührtes Naturparadies aussieht, ließ bei den zuletzt durchgeführten ökologischen Untersuchungen durchaus Defizite für Fischarten, Watvögel und Pflanzen der Ufer- und Schlammfluren erkennen.
Zusammenarbeit mit allen Beteiligten
Das für 2012 vorgesehene Maßnahmenpaket wurde in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden, WWA und Landratsamt Rosenheim, der Regierung von Oberbayern, Verbänden, Fachberatung Fischerei sowie den Fischereivereinen ausgearbeitet. Zum Teil wurden auch initiierte Projekte der Fischereivereine übernommen. Alle Maßnahmen stehen im Einklang mit den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes.
Die VERBUND Innkraftwerke GmbH beschäftigt rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und betreibt 13 Laufwasserkraftwerke am bayerischen Inn mit einer Gesamtleistung von 312 Megawatt. Die jährliche Erzeugung beträgt über 1,8 Mrd. Kilowattstunden, das entspricht dem Bedarf von mehr als 470.000 Haushalten. Diese Menge an Wasserkraftstrom bedeutet auch eine Vermeidung von mehr als 1,5 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr, verglichen mit einem modernen Steinkohle-Kraftwerk.