Wasser marsch für Fisch&Co
Projekt-Auftakt von Partnern und Behörde für Fischwanderhilfe in Nußdorf
Das Wehr Nußdorf wurde 1899 als Hochwasserschutzbau für die Stadt Wien errichtet. Seit 2005 liefert das Kleinkraftwerk Nußdorf Energie für Wiens Bevölkerung. Für Fisch & Co. war hier aber bisher immer Endstation. Durch das Wehr und Kraftwerk können Fische, die sich auf ihrem Weg donauaufwärts für den Donaukanal entschieden haben, nicht mehr zurück in die Donau wandern. Die neue Fischaufstiegshilfe wird diese Barriere beseitigen und Donau und Donaukanal wieder zu einem Lebensraum durchgängig verbinden. Bundesminister Alois Stöger, Stadträtin Ulli Sima und Sektionschef Wilfried Schimon sowie hochrangige Vertreter der Behörden, Kraftwerkspartner und der abwickelnden Unternehmen haben heute mit einem symbolischen Spatenstich den Bau für die Fischwanderhilfe gestartet.
Wasserkraftanlagen und Querbauwerke belasten das Ökosystem eines Gewässers, da das Flusskontinuum unterbrochen wird. Zahlreiche im Wasser lebende Tiere und Organismen brauchen aber die Wanderung in andere Flussbereiche für ihren natürlichen Lebenszyklus, weshalb die Durchgängigkeit von Gewässern eine Schlüsselrolle bei der Renaturierung verbauter Gewässer einnimmt. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Wasserlebensräume intakt bleiben", betont Bundes-minister Andrä Rupprechter anlässlich des Spatenstiches. „Eine wichtige Verbesserungsmaßnahme ist es, die Gewässer für Fische durchgängig zu machen. Mit dem 1. Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan haben wir österreichweit bereits 1.000 Wanderhindernisse beseitigt. Mit dem Projekt hier in Nußdorf setzen wir ein besonders großes und wichtiges Projekt gemeinsam mit vielen PartnerInnen um“, so Rupprechter.
Und auch in diesem Projekt zeigt sich, dass ökologische und wirtschaftliche Interessen zu vereinen sind. „Die Fischwanderhilfe in Nußdorf schafft eine durchgängige Verbindung von Donau und Donaukanal und ist eine von vielen Maßnahmen des Aktionsprogramms Donau, in dem Schifffahrt, Ökologie und Hochwasserschutz harmonisch zusammenarbeiten. Damit erhalten wir die ökologische Funktionsfähigkeit der Donau und erfüllen gleichzeitig die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie“, so Bundesminister Alois Stöger.
Das Gemeinschaftskraftwerk Nußdorf wurde 2005 von VERBUND, Wien Energie und EVN errichtet und erzeugt mit einer Leistung von 4,8 MW jährlich rund 28 GWh Strom. „Stromerzeugung und Umweltschutz sind in Wien kein Widerspruch, ganz im Gegenteil. Wir setzen auf umweltfreundliche Energien und zeigen mit dem aktuellen Projekt der Fischaufstiegshilfe hier am Kleinkraftwerk Nußdorf, wie man Energiegewinnung und Schutz der Natur optimal verbinden kann“, so Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima.
VERBUND übernimmt in der Bauphase die Vorfinanzierung von 50 % der Bau-Kosten. Vorstandsmitglied Günther Rabensteiner stellt klar, dass Wasserkraft und Ökologie nachhaltig vereinbar sind: „Wir bekennen uns mit einem Investitionsprogramm von rd. 250 Mio. € zum Bau derartiger Fischwanderhilfen, sowohl bei neuen Kraftwerksprojekten, als auch bei bestehenden Anlagen. Dies nicht nur aus gesetzlichen Gründen auf Basis der EU-Wasserrahmenrichtlinie und des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans, sondern als ökologisch verantwortungsbewusster und nachhaltiger Grünstromproduzent.“
Die Fischaufstiegshilfe Nußdorf ist anhand der Donauleitfischart Wels für Exemplare bis 1,5m Länge dimensioniert worden und überwindet bei Mittelwasserführung der Donau einen Höhenunterschied von rund 3,6 Metern. Sie hat eine Gesamtlänge von rund 322 Metern und besteht aus einer Aneinanderreihung von 37 Wanderbecken und einem naturnahen, offenen Gerinneabschnitt. „Fische müssen wandern können, Gewässer durchgängig gemacht und Lebensräume vernetzt werden. Die Fischaufstiegshilfe beim Querbauwerk Nußdorf ist damit für die Fischfauna der Donau eine wichtige Maßnahme, die von der Fischerei vollauf begrüßt wird“, meint Georg Holzer, Vorsitzender des Wiener Fischereiausschusses.
Architekturjuwel am Donaukanal
Die Besonderheit der Fischaufstiegshilfe Nußdorf ist die Lage in einem historisch bedeutenden Ensemble der Otto-Wagner-Ära. Ebenso einzigartig ist die Untertunnelung eines historischen Bauwerkes wie der bekannten Schemerlbrücke mit ihren zwei donauaufwärts blickenden Löwen.
Die Wiederherstellung der Fischpassierbarkeit entspricht den Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie und des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans, die Planung der Fischaufstiegshilfe erfolgte gemäß dem Leitfaden des BMLFUW zum Bau von Fischaufstiegshilfen. Geplant und behördlich bewilligt in den Jahren 2012 bis 2015 wird nun von November 2015 bis Dezember 2016 gebaut.
Das Projekt ist eine Kooperation von DHK und VERBUND Hydro Power GmbH und wird unterstützt aus Mitteln des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Stadt Wien, Wiener Fischereiausschuss sowie NÖ Landesfischereiverband.